Kulmbach hat wieder Regionalligist
Der TSV 08 Kulmbach stemmt im Jahr 2019 nicht nur eine komplette Regionalligasaison, sondern peilt im nächsten Jahr den Aufstieg in die 3. Bundesliga an.
Ein verrücktes Turnjahr liegt hinter dem Nullacht. Im Januar fragte der TSV Tittmoning, der jeweils eine Mannschaft in der 1. und in der 2. Bundesliga hat und in diesem Jahr Deutscher Vizemeister wurde, ob die Kulmbacher Turnerinnen in der dritten Mannschaft aushelfen könnten. Nachdem Monheim sein Team aus der Regionalliga abgemeldet hatte, nahmen die Nullachter das Angebot gerne an. So sollten Charlyn Siemon, Emma Heller und Jule Naundorf weiter Erfahrung in der Deutschen Turnliga sammeln. Allerdings stellte sich nach Meldeschluss heraus, dass die Tittmoninger Turnerinnen nicht antreten werden und somit die Turnabteilung des Nullacht allein die komplette Saison bestreiten muss. Das klang anfangs wie ein schlechter Scherz, betrachtet man den mit knapp 600 Mitgliedern doch Recht kleinen Nullacht und vor allem die Trainingsbedingungen in Kulmbach, die nicht mal Kreisklassenniveau haben. Fast jedes Training müssen die Kinder, oft unterstütz durch ihre Eltern, die fast zwei Tonnen an Geräten und Matten auf- und auch wieder abbauen. Eine Halle mit feststehenden Geräten und einer Schnitzelgrube, wie sie bei allen Regionalligisten vorhanden ist fehlt völlig. Trotzdem gab Trainerin Conny Pirl das klare Ziel Klassenerhalt aus und die Mädchen trainierten dafür bis zu sechsmal in der Woche. Beim ersten Wettkampftag in Illertissen durften noch keine Nachmeldungen vorgenommen werden, so dass Maxi Roßberg das Team nur als Trainerin unterstützen konnte. Emma Heller, Charlyn Siemon, Jule Naundorf und Lia Buchwald versuchten als mit Abstand jüngstes Team und ohne Streichwertung die ein oder andere Mannschaft hinter sich zu lassen, hatten aber am Ende etwas Pech und gingen auf dem letzten Platz in die Sommerpause. Zum zweiten Wettkampf in Kempten hatten dann die Nachmeldungen geklappt und die Seniorinnen im Team Maxi Roßberg, Stephanie Galler und die Tschechin Kristyna Opocenska, die in Prag studiert und seit langen mit den Kulmbacher Turnerinnen befreundet ist, verstärkten die Youngster. Kristyna setzte dann auch die Glanzpunkte und belegte knapp vor der frisch gebackenen Deutschen Hochschulmeisterin Stephanie Galler den sechsten Platz in der Einzelwertung. Auch das Team konnte sich durch Tagesplatz 5 auf den sechsten und somit vorletzten Platz verbessern und dass obwohl man aufgrund von Krankheit wieder ohne Streichwertung auskommen musste. Beim dritten Wettkampf in Ludwigsburg wuchsen dann Charlyn Siemon und Emma Heller über sich hinaus. Die beiden 14Jährigen turnten einen grandiosen Wettkampf und belegten in der Einzelwertung sensationell die Plätze 4 und 7. Während Charlyn am Stufenbarren mit der zweitbesten Übung und Flugteilen glänzte, erreichte Emma am Boden mit unglaublicher Sprunghöhe und guter Haltung das drittbeste Geräteergebnis. Dies ist umso bemerkenswerter, da die Mannschaft wieder nur zu viert und somit ohne Streichwertung antrat und somit jede Übung direkt ins Ergebnis einging. Aber auch Maxi Roßber und Lia Buchwald zeigten keine Schwäche, so dass wiederum Platz 5 heraussprang und das Team nun bereits in der Gesamttabelle auf Platz 5 stand.
Der letzte Wettkampf der Saison fand in der Nähe von Stuttgart statt und endlich konnte man mit gleich sechs Turnerinnen aus dem Vollen schöpfen und das wahre Potential zeigen. Eine große Verstärkung war die wiedergenesene Jule Naundorf, die gleich am Schwebebalken den Bestwert der Mannschaft setzte. Lia-Sophie Buchwald hat sich durch die vielen Einsätze in diesem Jahr zu einer festen Größe in der Mannschaft entwickelt und überzeugte vor allem am Boden mit ihren außergewöhnlichen tänzerischen Fähigkeiten. Auch auf Maxi Roßberg war wie immer verlass und sie zeigte sogar am von ihr nicht so geliebten Sprungtisch eine Topleistung bei ihrem Schraubensprung. Kristyna Opocenska, die zweite Seniorin im Team, spielte ihre große Erfahrung und Klasse aus und setzte am Stufenbarren mit ihren sauberen Flugteilen und Handstandpositionen das Highlight. Die beiden Besten des Teams waren aber an diesem Tag wiederum Charlyn Siemon und Emma Heller, die beide trotz terminlicher und gesundheitlicher Probleme das Team bei jedem Wettkampf unterstützt haben. Die beiden Vierzehnjährigen absolvierten das unglaubliche Pensum von allen 16 Wertungsdurchgängen der Saison und trugen so zum nie erwarteten 5. Platz in der Abschlusstabelle bei. An diesem Tag zeigte sich auch, was in dieser Saison möglich gewesen wäre, da drei Mannschaften in die 2020 neu aufgeteilte 3. Bundesliga Süd aufsteigen, hat man nur durch ungünstige Umstände an den ersten drei Wettkampftagen den Aufstieg verpasset. Im nächsten Jahr ist dann aber der Nullacht in der Besetzung von letzten Wettkampftag, noch verstärkt durch Stephanie Galler, sicher einer der Favoriten auf den Aufstieg in die Bundeliga. Die Namensänderung des schon in diesem Jahr übernommenen Teams wird im Januar offiziell in den Listen der DTL eingetragen und der Nullacht startet dann unter eigenem Namen in das Abenteuer Aufstieg in die Bundesliga.